9 (USA 2009)

#9„Our world is ending, but life must go on.“ Dieser einleitende Satz aus dem Off katapultiert den Zuschauer unmittelbar in eine entvölkerte Welt. Wie in der Dystopie eines „Terminator“ hat der Mensch die Macht der Maschine entfesselt, wurde von ihr aber in düsterer Konsequenz ausgerottet. Doch das Leben geht weiter. Eines Tages erwacht 9 (im Original mit der Stimme von Elijah Wood) ohne Erinnerung an ein früheres Dasein. Wie auch, schließlich ist er eine halbmechanische Puppe aus grobem Leinen, die anmutet wie ein Kartoffelsack mit Knopfaugen.

Er ist der Held in Shane Ackers Langfilmdebüt „9“ (oder auch „#9“), einem ungewöhnlichen und in seinem bitteren Zukunftsentwurf gleichsam ungewöhnlich pessimistischen Animations-Abenteuer. Den Grundstein für dies extraordinäre Konzept legte Acker mit seinem 2006 für den Oscar nominiertem Kurzfilm gleichen Titels. Diesen ergänzte er um eine vertiefende Rahmenhandlung und diverse Figuren, was Tim Burton („Sleepy Hollow“) und Regisseur-Kollege Timur Bekmambetow („Wächter der Nacht“) so sehr überzeugte, dass sie ihm als Produzenten beistanden.

In den Ruinen der vergangenen Zivilisation gilt es für das eben erwachte Puppengeschöpf seinen Ursprung zu erforschen. Dabei trifft er auf andere, die wie er statt Namen Ziffern auf dem Rücken tragen. Der numerischen Rangfolge entsprechend ist 1 (gesprochen von Christopher Plummer) der Anführer. Doch der greis wirkende Befehlshaber verwaltet ein streng konservatives Patriarchat, gegen das der neugierige 9 schnell aufbegehrt. Vage bleiben Beweggründe und Motive. Für charakterliche Tiefenprofile blieb in der faszinierend detailreich gestalteten Post-Apokalypse offenbar nur wenig Raum.

Dennoch erzählt Acker sein hervorragend animiertes Epos in kaum mehr als 70 Minuten aus und schafft durch den Gefahrenherd grotesk schauerlicher Maschinenwesen eine beständige Spannung. In seiner Naivität erweckt 9 einen spinnenähnlichen Roboter, der improvisationsartig aus Schrott und Gebeinen eine neue Heerschar kreiert, die sich unverzüglich daran macht, auch das letzte Leben zu vernichten. Der simpel kontrastierte Kampf der Gegensätze ist also auch einer um das Erbe der Menschlichkeit. Die kindgerechte Oberfläche des beeindruckenden Trickspektakels sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass „9“ für kleinere Zuschauer gänzlich ungeeignet ist.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top