7 Days (CND 2010)

7daysBei den Hamels ist die Welt noch in Ordnung: Vater Bruno (Claude Legault) verdingt sich als erfolgreicher Chirurg, Mutter Sylvie (Fanny Mallette) als Kunsthändlerin. Ihr Tüpfelchen des Glücks ist Tochter Jasmine (Rose-Marie Coallier), die ihre Freude über die baldige Geburtstagsfeier kaum im Zaum halten kann. Die Idylle wird unvermittelt zerschlagen, als das achtjährige Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet wird. Wenn auch nicht ausgesprochen, plagen sich beide Elternteile mit Vorwürfen. Schließlich haben sie Jasmine die Geburtstagseinladungen allein verteilen lassen, um die kindsfreie Zeit für eine schnelle Nummer zu nutzen. Bald ist der Täter gefasst. Bruno ist zwar erleichtert, doch bald zweifelt er daran, dass ein Gefängnisaufenthalt die richtige Strafe für das Monstrum wäre, das sein Kind getötet hat.

Kurzerhand organisiert er die Entführung jenes Anthony Lemaire (Martin Dubreuil) und verschleppt ihn in eine scheinbar verlassene Waldhütte, wo er ihn sieben Tage lang foltert und letztlich, am Tage von Jasmines Geburtstag, zu töten gedenkt. Inspektor Hervé Mercure (Rémy Girard), dessen Frau sechs Monate zuvor bei einem Überfall getötet wurde, versucht das Schlimmste zu verhindern. Das in französischer Sprache, grauen Farbtönen und Verzicht auf musikalische Untermalung gedrehte (kanadische) Drama des eher im TV-Segment tätigen Regisseurs Daniel Grou („Vampire High“) dreht sich keineswegs um Folterexzesse à la „Hostel“ oder Rachephantasien eines „I Spit on Your Grave“. Im Vordergrund stehen das menschliche Drama und der Versuch, das wohl ungeheuerlichste Verbrechen, das einer Familie zustoßen kann, erfahrbar zu machen.

Im Laufe der Handlung verliert sich Bruno immer mehr in seinem Wahn, so dass es natürlich nicht lange dauert, bis er selbst zur Bestie wird. Trotzdem kann man mit dem gefolterten Kinderschänder in keinem Moment Mitleid empfinden, schließlich wird das Bild des toten Mädchens immer wieder eingeblendet. Umso mehr schafft es Lemaire die ihm zuteil werdende Behandlung zu rechtfertigen, als er zugibt, vor Jasmine bereits drei Mädchen getötet zu haben. Doch je näher der siebte Tag rückt, desto mehr fühlt sich der Zuschauer der Empathie für den gebrochenen Vater Bruno beraubt, der sich vollkommen in seinem Wahnsinn zu verlieren droht. Als etwa seine Frau im Fernsehen sein Handeln tadelt, rechtfertigt er sich gleich mehrmals telefonisch.

Selbst die Mutter eines von Lemaire zuvor getöteten Kindes – Bruno selbst streut die Information der anderen Morde an die Medien – billigt die Selbstjustiz nicht. Also wird sie von Bruno entführt, der sie mit dem Mörder selbst konfrontieren will. Stark am Anfang, sperrig im Abgang – so könnte man das nihilistisch angehauchte Werk am ehesten bezeichnen. Regisseur Grou inszeniert die Selbstjustiz-Plotte mit der Intention, den Zuschauer zum Hinterfragen der eigenen Entscheidung zu bewegen. Das ist alles schön und gut, allerdings kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sich der Regisseur selbst nicht so recht dazu äußern möchte. Anlass dazu gibt die letzte Einstellung des Films, in welcher Bruno von einem Reporter dazu befragt wird, ob er noch immer denke, dass Rache sinnvoll ist und ob er seine Taten bereue. Denn dieser beantwortet beide Fragen mit einem Nein. Abspann. Natürlich ebenfalls ohne Musik.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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