3 Engel für Charlie – Volle Power (USA 2003)

3-engel-fuer-charlie-volle-powerKalkulierter konnte Hollywood-Kino nicht sein. Mit einer Vielzahl an Stars, hektischen Schnitten, viel Haut und perfekt in Szene gesetzter Action wurde die Zielgruppe mit „3 Engel für Charlie“ haargenau getroffen und eher die Ausnahme trat ein, die Leinwand-Adaption einer erfolgreichen TV-Serie floppte nicht, sondern avancierte zu einem der Kassenknüller des Jahres 2000. Nach diesem Erfolg wurden die Weichen schnell für einen zweiten Teil gestellt, augrund zahlreicher Scharmützel im zwischenmenschlichen Bereich sieht man aber das ein oder andere gern gesehene Gesicht nicht mehr in „3 Engel für Charlie – Volle Power“. So hatte Bill Murray nach den Dreharbeiten zu Teil eins so die Faxen von Lucy Liu dicke, dass er nie wieder etwas mit ihr zu tun haben wollte und auch Comedy-Chaot Tom Green hatte nach seiner Kurz-Liason mit Drew Barrymore keine Lust, ein zweites mal vor der Kamera ihren Freund zu mimen. Ansonsten sind aber alle Personen aus dem ersten Teil wieder dabei, wenn sich die Damen Natalie (Cameron Diaz), Dylan (Drew Barrymore) und Alex (Luci Liu) auf die Suche nach zwei verschwundenen Ringen begeben. Von ihrem Boss Bosley (Bernie Mac) werden die Grazien auf die Suche nach den beiden Schmuckstücken geschickt, die ungemein wichtige Daten eines Zeugenschutzprogrammes beinhalten und irgendwie, so scheint es, hat der „alte“ Engel Madison Lee (Demi Moore) mit dem Verschwinden der Ringe zu tun.

Höher, schneller, weiter. Alle Fortsetzungs-Klischees kommen auch in „3 Engel für Charlie – Volle Power“ vollkommen zur Geltung. Teil eins war seinerzeit bedingt unterhaltsam, die Mischung aus Action, einem nichts an Handlung und einem gut aufgelegten Ensemble sorgte zumindest für Kurzweil. Gerade die jedoch fehlt ein wenig beim Nachfolger, denn auch wenn die Stunts hier noch aufwendiger, lauter und pompöser dargestellt werden, die Engel um keinen coolen Spruch verlegen sind und viel nackte Haut gezeigt wird, der Film ist einfach nutz- wie sinnlos. Regisseur Joseph McGinty Nichol (genannt McG) scherte sich ganz offensichtlich einen Dreck um ein halbwegs brauchbares Drehbuch und serviert dem Publikum nichts anderes als eine laute zweistündige Achterbahnfahrt, bei der er überall klaut und bekanntes neu aufwärmt. Allerdings muss man sagen, dass er mehr bei sich klaut als bei anderen Filmen, denn die zweideutigen Gespräche zwischen den Engeln, Tanzeinlagen von Cameron Diaz oder „Matrix“-ähnliche Martial-Arts-Elemente sah man auch schon vor drei Jahren.

Dass McG ein Werbefilmer ist, fällt in diesem Zusammenhang ebenfalls wieder mehr als deutlich auf. Teilweise wirkt die Schnittfolge wie Stakkato-Feuer aus dem Maschinengewehr, dazu wird diese von lauter Musik untermalt und die Hektik auf der Leinwand könnte nicht größer sein. Es scheint, McG hätte hier einen Videoclip nach dem anderen gedreht und diese einfach miteinander verbunden. Nach wenigen Minuten wechselt ein Szenario, ohne groß Erklärungen zu liefern oder die dünne Handlung nach vorne zu treiben. Es scheint dann einfach so, als wenn ein Kapitel des Films abgeschlossen sei und das nächste beginnt. In diesen einzelnen „Kurzfilmchen“ werden dann gnadenlos Filme der jüngeren Gegenwart zitiert und „Engel“-like durch den Kakao gezogen, oder aber bekanntes aus Teil eins wird einfach noch mal gezeigt. Die permanente Folge waghalsiger Actionsequenzen wirkt dabei bereits beim Vorspann viel zu unsinnig und derart übertrieben, dass man selbst den Machern eines „James Bond“-Streifens mehr realitätsnähe attestieren muss.

Realität muss gewiss nicht immer sein, wenn allerdings in diesem Maße wie hier und das auch dauerhaft jeglicher Sinn fehlt, bleibt auch irgendwann die Unterhaltung auf der Strecke. Wie schon eingangs erwähnt, sind einige wenige der Darsteller aus bekannten Gründen nicht mehr an Bord, ansonsten wurde die Besetzungsliste aber ins Sequel  gerettet, was zum einen gut und zum anderen sicherlich eher schlecht ist. Cameron Diaz („Gangs of New York“, „Die Maske“) und Drew Barrymore („E.T.“, „Unterwegs mit Jungs”) sind ansehnlich, machen Spaß, nehmen sich dabei nicht zu ernst, was auch das einzig richtige bei der Arbeit an diesem Film ist. Lucy Liu („Payback“, „Kill Bill“) als dritte im Bunde fällt da ein gutes Stück ab. Sie wirkt einfach ein wenig zu arrogant und obendrein hölzern. Als Bill Murray-Ersatz konnte Bernie Mac („Ocean’s Eleven“) verpflichtet werden und als Bösewicht tritt die in den letzten Jahren fast vergessene Demi Moore („Die Akte Jane“, „Striptease“) auf. Jedoch muss man hier sagen, dass sie sich im filmischen Niemandsland befindet und mit ihrer ausdruckslosen Darbietung mehr als lächerlich wirkt.

„3 Engel für Charlie – Volle Power“ ist absolutes Grenzkino, die einen werden sagen, es sei der perfekte Popcorn-Film, andere fassen da eher die Meinung, das viele Bilder und unnötiger Bombast einfach nicht ausreichen.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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