28.11.2014 – Mambo Kurt / Buck Adams – Hagen Kulturzentrum Pelmke

mambo-kurtErlaubt ist, was Spaß bereitet. Im Besonderen gilt das für die Musik, wo die fortschreitende Konformität aber kaum mehr echtes Überraschungspotenzial fördert. Außer natürlich, man kommt aus Hagen. Denn dort findet sich offenbar ausgezeichneter Nährboden für Bands und Künstler, die abseits kommerzieller Norm von der Lust an der Andersartigkeit getrieben werden. Einen Beweis mit akuter Grinse-Garantie lieferten Mambo Kurt und BUCK ADAMS, die im Kulturzentrum Pelmke auftraten und Unterhaltungsprogramm der besonderen – und besonders verschiedenen – Art boten.

Wer sich nicht bereits seit Jahrzehnten mit Pornofilmen (öhm) auseinandersetzt, dem ist Rammeldarsteller Buck Adams vermutlich kein Begriff. Er dient dem Vierer, eigentlich BUCK ADAMS AND THE MONICA LEWINSKYS, als Samen…, ach nein Namenspender. Daraus wird Porn-Rock, der auf Konserve absurde Fickel-Dialoge einbringt und auf der Bühne durch Kostümierung zwischen Glam-Rock-Rückfall und Bad Taste-Party Aufmerksamkeit erregt. Von Kampfnamen wie Billy Buttfuck mal ganz zu schweigen. Musik gespielt wurde natürlich auch. Weniger derb zwar, als es der angedichtete Hintergrund vermuten ließe, dafür mit traditioneller Kante und Bühnenventilator.

Die blonde Perücke des Frontmannes, dessen Ansagen konsequent in Englisch erfolgten, wehte im künstlichen Wind, während er mit kräftiger Reibeisenstimme Stadionatmosphäre in die Gemütlichkeit des kleinen Clubs zerrte. Instrumental ging es gut nach vorn, neben „Rock’n’Roll Queen“ von den SUBWAYS wurde auch der AC/DC-Evergreen „Thunderstruck“ zum Besten gegeben und das Publikum nahm regen Anteil an der Gehörgangpenetration durch BUCK ADAMS. Ein musikalisch ansprechendes Spaßprojekt mit hohem Unterhaltungswert. Was folgte war… Stilbruch. Eine vernünftige Überleitung zu Mambo Kurt kann es nicht geben, von daher soll an dieser Stelle nicht einmal der Versuch unternommen werden.

Das Hagener Original ist seit Jahrzehnten der Rettung der Heimorgel verpflichtet. Die zeigt er dem Publikum – hier zu einem Gutteil bestehend aus Freunden und Weggefährten – gern von außen und innen, erklärt ihre Funktionsweise und führt die eingespeicherten Programmoptionen vor. Zur munteren Einstimmung verlas er ein paar Zeilen aus seiner Biographie „Heimorgel to Hell“ und brachte die rund 80 Zuschauer gleich mal auf humoristische Betriebstemperatur. Der sollte die kollektive Ekstase folgen, interpretierte Mambo Kurt doch zahlreiche Hits von Pop bis Metal auf Orgel, Gameboy und C64. Die Mosh Pit-Polonaise musste da nicht lange erbeten werden.

Spätestens bei der Vermischung von RAGE AGAINST THE MACHINE („Killing in the Name Of“) und Lykke Li („I Follow Rivers“) wurde die Brillanz des unscheinbaren Herren an der Orgel voll umfänglich offenbar. Ohne Scheu, ohne Rücksicht auf stimmliches Feingefühl galoppierte er durch die unterschiedlichsten Genres, coverte NIRVANA („Smells Like Teen Spirit“), EUROPE („The Final Countdown“), DIE ÄRZTE („Zu spät“), GREEN DAY („Basket Case“), DEICHKIND („Remmidemmi“), VAN HALEN („Jump“), METALLICA („Enter Sandman“) und noch viele mehr. Nach rund 80 immens freudespendenden Minuten gab es noch Weihnachtslieder als Festtagseinstimmung obendrauf. Die meisten im Publikum waren besoffen vor Glück, ein paar in den vorderen Reihen auch einfach nur besoffen. Machen wir es kurz: Ganz großes Entertainment in der Weltkulturhauptstadt Hagen!

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