27.09.2008 – The Casting Out / Red Tape Parade – Berlin, Magnet

Was hilft die Trauer? BOYSETSFIRE sind Schnee von gestern. Deren Aushängeschild war Sänger Nathan Gray, der Mann mit der unglaublich wandlungsfähigen Stimme. Er ist zurück, mit THE CASTING OUT. Auch auf deutschen Bühnen. Die Band bleibt vom Eindruck des Spaßprojekts überschattet. Musiker kommen und gehen, die erste EP war vielversprechend, jedoch nicht zwingend umwerfend. Mittlerweile ist auch ein Album draußen, „Go Crazy! Throw Fireworks!“, veröffentlicht in Eigenregie. Verwunderlich, dass sie damit kein Label gefunden haben.

Mit dem Abgang der Keyboarderin kam die Lust aufs Tempo. Statt Indie-Pop setzt es nun Indie-Rock, mehr noch -Punk. Mit dem feierten auch solche wie SAMIAM stete Erfolge. Das Konzept ist simpel, die Wirkungsweise oft überraschend mitreißend. So auch bei THE CASTING OUT. Im Berliner Magnet kamen rund 200 Besucher. Die Vorband RED TAPE PARADE interessierte nicht weiter. Ein bisschen Hardcore, viel Rock, eben das, was deutsche Combos wie FIRE IN THE ATTIC bekannt gemacht hat. Grundlegend ansprechend, irgendwie aber auch beliebig. Vor allem im Vorprogramm von Gray und Co.

Nachdem der Opener zur Kenntnis genommen und artig von der Bühne geklatscht wurde, nahmen THE CASTING OUT den Titel ihrer Platte wörtlich. Okay, sie warfen nicht mit Feuerwerkskörpern, aber im übertragenden Sinne brannten sie welche ab. Die Akustik war tadellos, die Stimmung ausgelassen. In Blöcken trugen sie ihre Songs vor, trimmten langsame ältere, „Your Last Novelty“ oder „This Bar is a Shooting Gallery“, auf die Geschwindigkeit gegenwärtiger Hits wie „Liar“ oder „Don’t Forget to Breathe“. Dazwischen wurde gescherzt. Und wie. In anderen Städten schien man ihren Witzen nicht so recht folgen zu können. Gray bemerkte dies mit einem lockeren: „Mal sehen, ob ihr auch tanzen könnt.“

So ging es weiter. „Das nächste Stück ist, Überraschung, auf unserem neuen Album. Warum kauft ihr es euch nicht, dann können wir, wenn wir das nächste Mal auf Tour sind, zusammen singen und tanzen.“ Der Unterhaltungswert von Musik und Band ging Hand in Hand. Binnen einer Stunde hatten sie fast ihr gesamtes Repertoire abgerufen. Überschwängliche Begeisterung machte sich breit. An diesem Abend grinste jeder im Kreis, ob auf der Bühne oder davor. Wer braucht da noch ein Label, die frohe Kunde verbreitet sich auch so. Natürlich nur wegen der Popularität des Sängers. Aber wer will sich an solch unbedeutenden Kleinigkeiten schon stoßen? Vor allem nach einem Konzert wie diesem.

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