27.02.2007 – Comeback Kid / Final Prayer / Rise and Fall / Justice – Berlin Magnet

comeback-kid-band-2007COMEBACK KID sind auf der Bühne ein rauschendes Fest. Da stört der Besetzungswechsel am Mikrofon wenig. Sänger Scott wurde im letzten Jahr durch Gitarrist Andrew ersetzt. Der aber bewies schon auf der Tour im April 2006, dass er dem Vorgänger in nichts nachsteht. Auch er kann herzergreifend schreien, oder eben wahlweise singen. Die Gratwanderung zwischen Melodie und Härte macht sie zu einem Höhepunkt des zeitgenössischen Hardcore. Ihr zweites Album „Wake the Dead“ zählt zum Besten, was die vom Punk geküsste Ausrichtung des Genres zu bieten hat. Der kurz vor ihrem Gastspiel im Berliner Magnet veröffentlichte Nachfolger „Broadcasting…“, der erste mit Andrew als Frontmann, weckte Befürchtungen, die sich schnell zerstreuten. Die Platte ist ein Knaller. Ende der Diskussion.

Gleich drei Vorgruppen bereiteten das Spektakel vor. Den Auftakt besorgten JUSTICE aus Belgien, die ihr jüngstes Album „Escapades“ sicher gern mehr Zuschauern vorgestellt hätten. Nur etwa 50 Interessierte postierten sich vor der Bühne. Aber aller Anfang ist schwer, vor allem wenn kurz nach Einlass schon zum Dienst geläutet wird. Wirklich mit riss der Auftritt allerdings nicht. Bereits auf Platte krankt der musikalisch wenig ansprechende Mix aus Hardcore und Punk der alten Schule an akutem Höhepunktmangel. Live änderte sich daran wenig. Ebenfalls aus Belgien stammen die von CONVERGE-Anführer Kurt Ballou protegierten RISE AND FALL. Die schlagen in eine ähnlich chaotische Kerbe wie die Band ihres Förderers, zeigen sich aber strukturierter. Ihr Bühnenprogramm, zu einem guten Teil aus Songs des letzten Albums „Into Oblivion“ bestehend, trat eindrucksvoll den Beweis dafür an, warum das Gespann ihren Stil als Punk-Metal bezeichnet.

Das erste Mal kam mit FINAL PRAYER mächtig Bewegung in die Bude. Die Berliner begingen das 100. Konzert ihrer Geschichte und durften beim Heimspiel deshalb direkt vor dem Headliner ran. Die Lokalmatadore rüttelten das Publikum ordentlich wach und sorgten für Poltern und Pogen im Pulk. Ihr Hardcore ist auf sympathische Art archetypisch, dezent vom Metal beeinflusst und streng nach vorn moshend. So gefällt es, vor allem wenn die Fangemeinde aus voller Brust mitgrölt. Für COMEBACK KID ein Warm Up nach Maß. Mehr noch als die Jubilanten wurden die Kanadier von grassierender Begeisterung auf die Bretter des Magnet getragen. Sie dankten es mit einer mitreißenden Performance, die kaum einen Hit ausließ, im Gegenzug aber zu kurze 50 Minuten überdauerte. Nicht nur beim brillanten „Wake the Dead“ stimmte das Gefolge mit ein, auch neuere Beiträge wie der Titeltrack „Broadcasting“ wurden aus voller Kehle unterstützt.

Sicher, der ein oder andere persönlich preferierte Song – hier war es „The Blackstone“ – fehlt immer. Vor allem dann, wenn eine Combo derart viele Reißer in Petto hat wie COMEBACK KID. Das Set umspielte in schöner Gleichmäßigkeit die letzten beiden Platten und gab keinen Grund zur Beschwerde, zumal auch das Debüt „Turn It Around“ Beachtung fand. Nicht minder überzeugend präsentierte sich die Akustik, die auf einer Woge der Spielfreude den nötigen Druck entwickelte, um die Stücke auch mit dem nötigen Drive aus den Boxen schallen zu lassen. Manch einer bemängelte, dass die „Broadcasting“-Auswahl mit deutlich mehr Tempo als auf Platte versehen wurde. Ob es die kurze Spielzeit begünstigte oder ihr geschuldet blieb? Eine Antwort gibt es nicht. Ihr bestes Konzert war es sicher nicht. Aber wer stört sich daran? COMEBACK KID bleiben COMEBACK KID – ob mit altem oder neuem Sänger.

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