26.07.2003 – Visions Westend Festival u. a. mit Donots, A, Samiam – Dortmund, Revierpark Wischlingen

Viele gute Gründe, das Visions Westend Festival zu besuchen, gab es nicht unbedingt. Zwar ging die Auswahl der dort auftretenden Bands in Ordnung, riss aber bis auf die Tatsache, dass SAMIAM dort nach jahrelanger Abstinenz und dauernden Split-Gerüchten auftreten sollten, kaum jemanden vom Hocker. Zumindest mich nicht. Zudem erschien der Preis für ein Tagesticket in Höhe von 25 Euro ein wenig hoch. Doch da waren ja noch SAMIAM, die unbedingt gesehen werden mussten. Gegen halb zwölf machten Sabrina und ich uns auf den Weg, die Fahrt ging erschreckend zügig und reibungslos vonstatten, vom berühmt berüchtigten Pott war diesmal nichts zu sehen und unsere Navigationskünste verließen uns nicht wie sonst immer in diesem Fleckchen von Mutter Erde. Das Festivalgelände befand sich in der Nähe der hiesigen Universität in einem Landschaftspark und wirkte sehr überschaubar, was eine sehr familiäre Stimmung erzeugte. Dazu war es nicht übermäßig voll, ich schätze mal so 6.000 Leute werden sich den Tag über mal mehr oder weniger auf dem eigentlichen Festivalgelände rumgetrieben haben. Zwischenzeitlich sah man auf jeden Fall auch eine ganze Menge Leute gen Campingplatz wandern, der ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt lag.

Das Wetter spielte bis dato auch noch mit und auch die Bierpreise lagen im Bereich des Erträglichen. Musikalisch gab es bei unserem Eintreffen Klänge von TOMTE zu bestaunen, die durch einige nette Songs und diverse recht lustige Ansagen für Kurzweil sorgten. Deren Indie-Pop-Rock gefiel mir ganz gut, wobei Thomas eher mit der Band vertraut ist und deren Darbietung wohl noch eine ganze Ecke besser gefunden hätte. Der Sound war übrigens den ganzen Tag über mehr als in Ordnung, von Festivals, ob kleiner oder größer ist man beizeiten schon schlechteres gewohnt. Als nächstes standen MCLUSKY auf dem Programm, die man mir im Vorfeld ans Herz gelegt hatte, doch gänzlich überzeugen konnten sie mich nicht. Am ehesten fiel da noch der weiße Schutzanzug des Bassisten auf. Hörte sich schwer nach härterem Alternative-Rock an, was die drei Herren da auf der Bühne anstellten, mal etwas lauter, mal etwas leiser. Ging okay, aber zu Begeisterungsstürmen fühlte ich mich noch nicht verleitet. DREDG waren der nächste musikalische Act und gingen ebenfalls in Ordnung. Es war überhaupt so, dass alle Bands des Nachmittags ganz gut waren, aber auch nicht mehr. DREDG gefielen mir aber schon ein wenig besser als die bisher betrachteten Bands, da deren Sänger doch das gewisse Etwas hatte und eine angenehme Bühnenpräsenz ausstrahlte.

FIRESIDE mussten ihren Auftritt leider absagen, denn ein Mitglied der Truppe verletzte sich beim Fußballspiel. Kann passieren, wenn Freizeit-Kicker auf die Jagd nach dem Ball gehen. So hatte jede Band ein wenig mehr Zeit zu spielen und der Zeitplan wurde ad acta gelegt. THE COOPER TEMPLE CLAUSE und BLACKMAIL gaben wir uns nicht unbedingt von vorne. Vielmehr besuchten wir den Biergarten nebenan, quatschten eine Runde und begafften die Leute. Doch egal, wo man sich auf dem Gelände befand, man konnte noch immer mehr als genug Musik von der Bühne aufnehmen und verpasste somit nicht allzu viel. Dann jedoch kam das erste Highlight, denn die WEAKERTHANS standen auf der Bühne. Die Jungs wussten zu begeistern. Die Leute hatten Spaß, es wurde getanzt und mitgesungen. So muss das sein. Sympathische Band, nette Lieder, auch die neuen kamen ganz gut an. Dann war aber erst mal Schluss mit lustig, denn SAMIAM sollten die Bühne betreten. Die Vorfreude war groß, sehr groß sogar und eigentlich konnte nichts schiefgehen. Und SAMIAM legten wie die Feuerwehr los, Hit wurde an Hit gereiht, egal ob „Mud Hill“, „Capsize“, „She found you“, „Holiday“ oder „Factory“, man bekam das volle Brett ab. Von mir aus hätten sie nach 65 Minuten auch alle Songs noch einmal spielen dürfen. Dabei war, wenn man mal kritisch ist, nicht alles ganz so perfekt. Über die Songs und deren Auswahl darf man nicht meckern, doch fehlte ein wenig die Power, was wohl am fehlenden zweiten Gitarristen lag. Ein wenig lauter hätte es meines Erachtens auch aus den Boxen dröhnen dürfen. Sänger Jason kippte reichlich Bier und agierte wie gewohnt etwas zurückhaltender, doch dafür hat er immer noch eine Stimme, die Berge versetzt.

Danach war erst mal Runterkommen angesagt. Bierchen geschnappt und schön unter einen Baum weit hinten gelegt. A und die DONOTS interessierten nicht unbedingt, doch von guter Laune beschwingt, wollten wir uns diese beiden Kapellen zum Abschluss auch nicht entgehen lassen. Irgendwann fing es dann ordentlich an zu regnen, doch auch dies konnte der guten Laune keinen Abbruch bereiten, eher das Gegenteil war der Fall. Die letzten Songs von A haben wir uns dann auch von vorn angeschaut und ich muss sagen, dass die Band positiv überraschen konnte. Gute Stimmung herrschte und der eine oder andere Party-taugliche Song war dabei. Dem Publikum schien die Darbietung ebenfallsmehr als gut zu gefallen und unter ordentlichem Applaus verabschiedeten sich die Briten. Danach wurde es ein wenig leerer, was wohl eher am Wetter als an den folgenden DONOTS lag. Die letzten beiden Alben gehören ja nicht zu meinen Favoriten und auch live konnten sie mich die letzten Male nicht überzeugen, spielten die Ibbenbürener für meinen Geschmack einfach zu wenig alte Songs. So war es auch heute, doch in punkto Power, Energie und Spielfreude macht ihnen immer noch keiner was vor. Die Jungs fegten nur so über die Bühne und versuchten den Regen links liegen zu lassen. „Outshine the World“ gab es sogar auch noch relativ zu Beginn des Sets, doch nach etwa 20 Minuten waren wir doch bedient vom Wetter und der eingetretenen Müdigkeit. Ein in jeglicher Hinsicht schöner wie lustiger Tag ging zu Ende, mit guter Musik und guter Stimmung. Da gibt es nichts zu meckern.

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