26.05.2003 – Strung Out – Köln Live Music Hall

strung-out-logoAls Appetithäppchen auf die bevorstehende Deconstruction Tour sollten an diesem herrlichen Montagabend eigentlich THRICE und STRUNG OUT einen Abstecher in die Kölner Live Music Hall tätigen, um die Massen vorab auf den Band-Clash der Superlative vorzubereiten. So dachte man…

Doch wie es der Zufall so wollte, hatten THRICE offenbar besseres zu tun und sagten die Gigs im Vorfeld allesamt kurzerhand ab. Dumm gelaufen, denn die Vergangenheit bestätigte bereits des öfteren, dass STRUNG OUT in unseren Breitengraden schlicht kein Publikum ziehen. Wirklich verständlich ist dies nicht, doch noch viel unverständlicher präsentiert sich in diesem Zusammenhang der Umstand, dass nach dem letzten Gastieren der Band selbige nicht einmal die Essener Zeche Carl auch nur zur Hälfte zu füllen vermochte. So verwunderte es denn auch niemanden, als vor Konzertbeginn schlappe 120 Leute Position in der beinahe gähnend leeren Halle bezogen. Nach den besucherzahlmäßigen Flops der letzten Wochen (mit RANDY und AVAIL) sollte man meinen, die Betreiber der Live Music Hall würden sich allmählich einsichtig zeigen und Konzerte dieser Größenordnung dem Underground überlassen.

Eine neue Vorband war nach der Absage von THRICE wohl auch nicht aufzutreiben. Wahrscheinlich gibt es in der näheren Umgebung nicht einmal willige Nachwuchsbands, die der Veranstalter hätte einspannen können. Traurig, traurig, denn so gab es für 12 Euro Eintritt also nur STRUNG OUT zu sehen. Nicht ganz, die allseits beliebte Security-Garde des mittlerweile gar nicht mehr so gern angesteuerten Konzerttempels tat wieder einmal alles, um den Zuschauern auch vor der Halle noch den letzten Spaß zu vermiesen. Gegen kurz nach halb neun bestiegen dann die fünf Mannen von STRUNG OUT die Bühne und schürten die Spannung, ob es in Anbetracht des Rahmens ein lustlos heruntergekurbeltes Set oder ein schweißtreibendes musikalisches Feuerwerk geben würde. Es wurde letzteres und STRUNG OUT fegten die Schar angereister Befürworter mit einem fast 90-minütigen Konzert wahrhaftig von den Füßen.

Der Sound präsentierte sich absolut perfekt und die Jungs spielfreudig wie selten erlebt. Das Quintett hat an diesem Abend wirklich alles gegeben und allein Bassist Chris hätte wohl ausgereicht, den Schuppen zum Einsturz zu bringen. Klar, am Set gibt es immer was auszusetzen, vor allem wenn das letzte Album „An American Paradox“ heißt und im Grunde ein wenig enttäuschte. Zwar wurden mit „Kill Your Scene“ und „Razor Sex“ immerhin die beiden besten Songs des aktuellen Longplayers angestimmt, doch ließ man leider das Debüt „Another Day in Paradise“ bis auf das vehement geforderte „Ashes“ völlig außer acht. Am bittersten jedoch erwies sich die Tatsache, dass STRUNG OUT auch ihre beste Platte „Suburban Teenage Wasteland Blues“ bis auf wenige Ausnahmen links liegen ließen und nicht einmal das brillante „Solitaire“ zum Besten gaben.

Doch soll dies jetzt nicht in Wehmut ausarten, denn der Gig war absolut erstklassig! Nach den heftig geforderten Zugaben ließen sich STRUNG OUT darüber hinaus auch nicht lumpen, mit den Leuten in Front noch lebhafte Konversation zu betreiben. Somit war dieser Konzertabend von organisatorischer Seite ein weiteres Desaster, während STRUNG OUT wahrhaftig retteten, was zu retten war. Ein in jeder Hinsicht gelungener und vor allem stetig mitreißender Schaulauf einer in unseren Gefilden leider völlig unterschätzten Band.

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