25.04.2008 – Aiden / Kill Hannah – Berlin Magnet

aiden-2008Erst wurden sie als Shootingstars des Kajal-Core gehandelt, jetzt fungieren sie als thematische Blaupause der Tanzchoreographien von Eurotrash-Altstar DJ Bobo. Die Rede ist von AIDEN, jenen geschminkten Jünglingen aus Seattle, die mit Puderquaste und Schreigesang AFI nachäffen. Mehr noch von Sänger wiL, früher gern als Neuauflage von Rüdiger, dem kleinen Vampir in Erscheinung tretend, heute mit monströser Perlenkette behängt den Piratenkapitän Jack Sparrow imitierend. Eben hier kommt DJ Bobo ins Spiel, der erst die „Pirates of Dance“- und dann die „Vampires Alive“-Tour einläutete. Der Kreis schließt sich – wenn auch in Gegenrichtung. 

Bevor AIDEN im halbvollen Berliner Magnet die jüngeren Semester in Wallung brachte, präsentierten sich KILL HANNAH auf der Bühne. Optisch kaum vom Hauptprogramm zu unterscheiden, gab es musikalisch vermehrt rockige Klänge des Fünfers aus Chicago zu vernehmen. Ein bisschen düsterer Elektro/Alternative dazu und fertig war die durchwachsene Mischung. Die blieb akustisch so blass wie die Herren Musiker selbst, kitzelte jedoch respektable Resonanzen aus den sichtlich gepackten Zuschauern hervor. Das Ende der Fahnenstange, so viel stand fest, war in Sachen Begeisterung noch lange nicht erreicht. 

Mit ihrer Mischung aus düsterem Rock, Punk und Hardcore überzeugen AIDEN auf Platte. Live wissen sie durch unermüdlichen Einsatz, Mikrowirbeleien und Gitarrenüberwürfe eine ansteckende Energie zu entfalten. Das Kostümfest auf wie vor der Bühne ist dabei je nach Alter und Auge des Betrachters zu vernachlässigen. Zumal das Publikum jünger wird. Wahrscheinlich nicht im Durchschnitt, denn den hoben die zwangsrekrutierten Väter spürbar, die dem Spektakel mit sichtlicher Skepsis begegneten. Los ging es mit „Teenage Queen“, einem der besten Beiträge ihres aktuellen Albums „Conviction“. Dabei zeigte sich bereits die große Schwäche der Band an diesem Abend – wiLs Stimme. 

Das Organ des Frontmanns blieb ein kratziges Lüftchen, das von den soundtechnisch zufriedenstellenden Instrumentalisten dankbar überspielt wurde. Das Set insgesamt war das erwartete Best Of, wenn AIDEN auch weniger mitrissen als adäquat unterhielten. Sicher wurden sie zünftig abgefeiert, dem zumeist jugendlichen Publikum, das dem Bandwunsch des Circle Pits abermals nicht entsprechen konnte, dürften Sound und Performance aber auch herzlich egal gewesen sein. Es schien vielmehr um kollektive Ekstase im Fahrwasser von schwarzer Kleidung und Pubertätskomplexen zu gehen. Den geränderten Augen wird’s gefallen haben. Mehr als eine bestenfalls solide Darbietung blieb es aber nicht. 

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