24.03.2008 – Tribute to Nothing / Klay / Amiens – Berlin, Cassiopeia

Es gibt sie noch, die Bands, die Musik als Genugtuung an sich selbst und nicht als bloßes Geschäft begreifen. Zur Speerspitze dieser Vertreter zählen unbestreitbar TRIBUTE TO NOTHING. Sie lieben es, auf der Bühne zu stehen, das Publikum mit entfesselter Energie zu begeistern. Die vier Engländer kommen gern und oft aufs Festland herüber. In Deutschland werden sie stets mit offenen Armen empfangen. Egal wie häufig sie (wo auch immer) spielen. Mit „Breathe How You Want to Breathe“ haben sie kürzlich ihr bislang bestes Album veröffentlicht. Das neuerliche Gastspiel in Berlin zeigte, warum.

Die neuen Songs sind fragil, von einer inneren Zerrissenheit geprägt, und zugleich mit genug Pfeffer im Arsch versehen, um nicht in gepflegt rockige Langeweile zu verfallen. Sie erinnern dabei an die großen HOT WATER MUSIC, ohne je ihre eigene Linie zu vernachlässigen. Dieser Klasse hatte auch die sonst gern miserable Akustik des Cassiopeia nichts entgegenzusetzen. Wie auch? Sie legten los wie die Feuerwehr, so wie man sie kennt. Alles andere wäre auch einer unangenehmen Überraschung gleichgekommen. Dabei gab es mit den Vorbands AMIENS und KLAY im Vorfeld derlei bereits zwei positive.

AMIENS fungierten als lokaler Support. Die vier Berliner spielen eine saftige Mischung aus melodischem Punk-Rock und Hardcore. Mit politischen Texten, mehrstimmigem Gesang und beachtlichem Hitpotential erinnern sie an RENTOKILL. Nur an den Ansagen könnten sie noch feilen. Zwischen den Songs wurde reichlich (amüsanter) Stuss geredet. Dem bis dahin noch recht überschaubaren Zuschauerkreis war es egal. Die Musik überzeugte, der Kasperquatsch dazwischen interessierte nicht. Die Hauptstädter hinterließen einen sympathischen und dabei durchaus bleibenden Eindruck. Davon hoffentlich bald mehr.

Die ebenfalls britischen KLAY sind Labelkollegen von TRIBUTE TO NOTHING. Sie hielten sich etwas bedeckt. Düster waberte der leicht experimentelle Indie-Rock, vorgetragen von drei männlichem und einem weiblichen Normalo, die man ob ihrer Unscheinbarkeit fast hätte übersehen können. Nur zu überhören waren sie nicht. Das erinnerte (wen wollte) an frühe FAR. Mit schönen, nicht zu komplexen Melodien und Ausbrüchen, die einem tatsächlich einen Schauer über den Rücken jagen konnten. Ihr Frontmann schien von der faszinierten Teilnahmslosigkeit des Publikums amüsiert. Musik zum Abgehen war es nicht. Fesselnd war sie dennoch.

Eine der sympathischen Stärken von TRIBUTE TO NOTHING ist, dass sie sich nicht um Zuschauerzahlen scheren. Egal ob 10 oder 500 Leute vor der Bühne aufmarschieren, sie ziehen ihr Programm mit einem bewundernswert gleichgültigen Elan durch. Diesmal waren es rund 70 Besucher. Aber die zollten den Jungs Tribut. Das Set war wie immer klasse. Heraus stachen neue Songs. Der Titeltrack, „Nothing Left for You“, zu guter Letzt das frenetisch abgefeierte „Day In, Day Out“. Sänger Sam schwang dazu wie gehabt den Mikroständer. Der Spaß war ihnen anzusehen. Den übrigen Anwesenden auch. Eine klasse Band und wiederum ein klasse Konzert. Bis zum nächsten mal.

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