20.10.2008 – August Burns Red / Narziss / Sullen Eyes Sore – Berlin, Knaack

Passen Christentum und Metal-Hardcore zusammen, die Predigt der Nächstenliebe und aggressives Moshen? Bei Betrachtung von AUGUST BURNS RED auf jeden Fall. Die noch junge Band aus Pennsylvania lebt ihre religiösen Neigungen voll aus, wovon auch ihr bemerkenswertes zweites Album „Messengers“ kündet, geht damit aber gottlob nicht hausieren. Ihr Auftritt im Berliner Knaack Club hatte mit Abendandacht und gebetsmühlenartiger Einschwörung auf christliche Grundwerte darum auch herzlich wenig zu tun.

Eine (kleine) Offenbarung wurde es dennoch, was vom Vorprogramm indes nicht behauptet werden konnte. SULLEN EYES SORE aus dem Berliner Umland taumelten zwischen Achtungserfolg und peinlicher Posse. Ihr metallischer Hardcore entsprach einem soliden Standard, bei dem die Stimmkraft des Sängers, der gern zwischen Shouts und Growls wechselte, positiv auffiel. Am Rande der Lächerlichkeit jedoch das Bühnenprogramm, als Trichter und Schlauch hervorgekramt und eine durstige Kehle schlagartig mit Bier befeuchtet wurde. Das Publikum stutzte, warf in Teilen aber doch noch die Körper gegeneinander. Eine durchwachsene Vorstellung.

Besser machten es die Routiniers von NARZISS, lange im Geschäft und mehr dem klassischen Metal verpflichtet. Hardcore dient eher der Abrundung, wobei die Melodien klar im Vordergrund stehen. Der Sound war nicht eben optimal, der Gesang, wenn denn neben den kräftigen Shouts wirklich gesungen wurde, unangenehm neben der Spur. Die sympathischen Süddeutschen aber rissen mit. Applaus brandete, nach der aufgesetzten Partylaune von SULLEN EYES SORE schien ihre Performance angenehm zurückhaltend. Das gefiel, gerade weil die Stimmung konstant aufrecht erhalten wurde.

Der Kracher dann AUGUST BURNS RED. Mit unbändiger Energie, nur wenigen Ansagen und einer druckvollen Akustik sorgten die Amis für Ausgelassenheit und Bewegungsfreude im plötzlich prall gefüllten Knaack. „Messengers“ wurde abgehandelt, ohne den Erstling „Thrill Seeker“ zu vergessen. Die Christen wurden abgefeiert als gäbe es kein morgen mehr und dankten dies Zutrauen ihrerseits mit Feuereifer und einem packenden Set. Ob „Composure“ oder „Balance“, dazu Titel wie „Too Late for Roses“, das Publikum kam voll auf seine Kosten. Da sag noch einer, der Metal-Hardcore würde keine Klasse mehr besitzen.

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