Später Konzertbeginn und billiges Bier sind fruchtbarer Boden für einen gepflegten Kater. Aber wenn NO SHAME in der Hauptstadt gastieren, sind solch individuelle Kollateralschäden schon mal billigend in Kauf zu nehmen. Vor den stets mitreißenden Finnen traten an diesem lauschigen Abend im Tommy Haus noch zwei heimische Bands auf, die den überschaubaren Pulk souverän in Wallung brachten. Ekstatisch reagierten die rund 50 Anwesenden zwar nicht, der gemütliche Abend mit Gerstenkaltschalen und gepflegter Beschallung nahm so aber mit moderatem Spaßgehalt an Fahrt auf.
Den Anfang machten TELEVISION KNOCKOUT aus Berlin, die sympathischen Garagen-Punk zwischen Surf und Rock ´n Roll boten. Für eine ebenfalls gute Vorstellung sorgten auch SONNE OST aus dem Werratal in Thüringen, deren deutschsprachiger Punk nicht selten an die frühen KAFKAS erinnerte. Der Sound war – wie fast immer im Tommy Haus – durchwachsen, was der entspannten Stimmung aber keinen Abbruch bescherte. Vor allem nicht, als bereits nach Mitternacht NO SHAME auf die Bühne traten und ein ausgelassenes Feuerwerk politischen Hardcore-Punks abbrannten.
Mit sichtlicher Spielfreude und reichlich Hitpotential stellten sie ihr noch aktuelles Album „Ironing Day“ (u.a. „Better Drunk Than Part of the Machine“) sowie bewährte Nummern aus allen Schaffensperioden („No Future for the Kids“, „Armageddon Now“) vor. Sänger und Gitarrist Sampsa zog es immer wieder von der Bühne in die Zuschauerreihen, wo er die ohnehin gut mitgehende Meute zu mehr Bewegung animierte. So wurden munter Körper gegeneinander geknallt und selbst zu einem kleinen Circle Pit ließ sich der Pogo-Pulk verleiten. NO SHAME jedenfalls dürften sich herzlich willkommen gefühlt haben. Denn obwohl der Zulauf insgesamt ein wenig mager ausfiel, gab es am Einsatz von Band und Publikum an diesem gelungenen Abend einfach nichts zu meckern.