15.05.2010 – Hellsongs / Sarah Noni Metzner – Berlin Frannz Club

hellsongs-tour-2010Metal ist für Jedermann! Frau natürlich auch. Möglich machen das die schwedischen HELLSONGS, deren Debütalbum „Hymns in the Key of 666“ rund um den Globus für Verzückung sorgt. Als „Lounge-Metal“ bezeichnet das Trio seine Musik, die sich der Neuinterpretation klassischen Schwermetalls verschrieben hat. So zart, so anmutig, so fragil hat man AC/DC, MEGADETH, METALLICA oder IRON MAIDEN allerdings noch nie erlebt. Der Erfolg wächst und die Bühnen werden größer. Das grenzt immer noch an Kleinkunst, geht jedoch auch den Kuttenträgern und Metalheads dermaßen zu Herzen, dass sie in kleinem Kreis die Fäuste ballen und ihre Hymnen auch in entschleunigter Version bedingungslos mitsingen. 

Im Berliner Frannz-Club versammelten sich rund 200 Zuschauer, um Parallel zum auf Großleinwand übertragenen DFB-Pokalendspiel der Versoftung von Double-Bass und Gitarrenriffs zu lauschen. Das Vorprogramm bestückte die Kanadierin Sarah Noni Metzner, die bis auf wenige von den HELLSONGS-Musikern begleitete Ausnahmen allein agierte. Was die junge Künstlerin bot, war mit einem Wort beeindruckend. Ihre selbstbewussten Balladen zwischen Folk und Pop trug sie mit Gitarre oder übereinander gelegten Beat Box-Loops vor, was beim in Teilen andächtig auf dem Boden verharrenden Publikum auf großen Anklang traf. 

Mit Kraft in der Stimme und persönlichen Texten traf sie stets einen ebenso unauf- wie eindringlichen Nerv und legte mit den drei Tourmusikern der HELLSONGS (neben Gitarrist Kalle Karlsson und Pianist Johan Bringhed ergänzte Leo Skäggmansson die instrumentale Front) ein grandioses Finale vor. Der Jubel war redlich verdient, der Pulk bestens auf das Hauptprogramm vorbereitet. Was folgte war die restlos einnehmende und ungemein sympathische Präsentation eines zugegeben nicht eben neuartigen musikalischen Konzeptes (selbst wenn es mitunter als solches gefeiert wird), das durch die überschwängliche Energie und Begeisterungsfähigkeit seiner Urheber aber eine exorbitante Frische erhält. 

Sängerin Siri Bergnéhr, die Originalstimme Harriet Ohlsson ersetzt hatte, trumpfte bereits durch ihre optische Erscheinung auf: Mit eigenwilliger Frisur und reichlich 80’s-Devotionalien (inklusive Halskette aus einem Kassettentape) wirkte sie wie das weibliche Pendant zu Vince Noir aus „The Mighty Boosh“. Leicht ungelenk tänzelte sie zu den einzelnen Stücken, die gern von blumigen Geschichten oder Kalles Aufforderungen zum Mitklatschen umrandet wurden. Die tiefe Traurigkeit von Beiträgen wie „Seasons in the Abyss“ (SLAYER) oder „Run to the Hills“ (IRON MAIDEN) bescherte der Atmosphäre keinen Abbruch, vereinte die unterschiedlichen Zuschauergruppen vielmehr im Namen des Metal. Und überhaupt wirkte das Genre selten so Weltoffen und Herzerwärmend wie an diesem Abend! 

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