1000 Dollar Kopfgeld (I 1971)

1000dollarkopfgeldEin Italo-Western im Krimiformat? Lorenzo Gicca Palli („Freibeuter der Meere“) macht es möglich. Aber es will nicht recht funktionieren, weil die Überkonstruktion der Mörderhatz die Glaubwürdigkeit aussperrt. Also muss „1000 Dollar Kopfgeld“, gern auch mit dem Titel „Sarg der blutigen Stiefel“ versehen, den Weg der puren Unterhaltung beschreiten. Die Schwächen des Drehbuchs und der Inszenierung aber wissen auch diesen zu versperren. Übrig bleibt die untypische Ausgangssituation, in der mal nicht versucht wird der Gerechtigkeit ausschließlich mit dem Colt auf die Sprünge zu helfen.

Klaus Kinski (1926-1991) schaut finster drein. So kennt man ihn. Und weil ihm somit fast alles zuzutrauen wäre, ist er der optimale Verdächtige als maskierte Männer den Saloon überfallen und ein Freudenmädchen nebst Freier erschießen. Seiner Verantwortung entsprechend greift der Sheriff ein und erlegt zwei der drei Strolche auf der Flucht. Den Stern trägt Luciano Catenacci (1933-1990), der sich später wiederholt von Bud Spencer und Terence Hill vermöbeln ließ, unter anderem in „Zwei sind nicht zu bremsen“. Im noch verbliebenen Unhold wollen einige Chester Conway erkannt haben. Und weil dieser Kinski nicht nur ähnlich sieht, sondern auch von ihm gespielt wird, wandert der erst einmal ins Kittchen.

In einem seiner letzten Auftritte im Italo-Western soll Genregröße Gianni ´John´ Garko („Sartana kommt“) den wahren Täter überführen. Conways Anwalt stößt das schnelle Todesurteil sauer auf. Also beauftragt er seinen alten Freund Silver (Garko), der sich für derlei Ausbrüche aus dem selbst geschaffenen Luxus eigentlich fürstlich entlohnen lässt. Diesmal aber bietet er seine Dienste umsonst an, tat wie ihm geheißen und spielte danach in allerlei Unsinn zwischen Softsex („Graf Dracula beißt jetzt auch in Oberbayern“), Thriller („Der große Kampf des Syndikats“) und Horror („Der Monster-Hai“) mit.

Silver, des Betragens entsprechend von allen mit Mister angesprochen, begibt sich ans Werk und stößt bald auf ein dicht gesponnenes Netz aus Lügen und Intrigen. Es drängt sich der Verdacht auf, der Überfall sei nur Mittel zum Zweck der Beseitigung des Freudenmädchens gewesen. Aber was wusste sie? Der Weg zur banalen Lösung ist wenig aufregend und durchzogen von unnötigen komödiantischen Einschüben. Garkos Ausstrahlung allein genügt nicht zur Kurzweil, zumal der Lack überschäumender Coolness stellenweise bereits abgeplatzt ist.

Die Struktur klassischer Krimis fügt sich in der Hauptsache zufriedenstellend in die Prärie ein. Nur fällt Palli neben subjektiver Kamera nicht viel ein, um die Geschichte auch formal ansprechend zu transportieren. Gleiches gilt für die Erzählung. Wiederholt begnügt sich der Regisseur mit der Flucht des großen Unbekannten in eine Scheune. Vor dessen Front verweilt dann Mister Silver, insofern er vorher nicht von den Handlangern des Eigners in einen Faustkampf verwickelt wird. Nein, raffiniert geht es nicht zu in „1000 Dollar Kopfgeld“. Das verdeutlicht auch der Schluss, bei dem der vermeintliche Mörder Kinski kurzerhand eines anderes Verbrechens bezichtigt wird. Das kommt davon, wenn man immer so durchtriebene Blicke austeilt.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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