10.04.2015 – Silverstein / Lonely the Brave / As It Is – Köln Bürgerhaus Stollwerck

silverstein-tour-2015Im Gegensatz zu vielen Kapellen, die im Emo-Hardcore Bekanntheit erlangten, haben sich SILVERSTEIN die Aufmerksamkeit ihrer Anhängerschaft bewahrt. Nach ihrem Weggang von Victory Records wurden die Kanadier weder still noch belanglos. Großspurige Veränderungen verordneten sie ihrem Screamo-meets-Indie-Rock-Sound über die Jahre allerdings nicht. Ihre jüngsten Veröffentlichungen bewegten sich stets am Rande eines wohlwollenden Achselzuckens, punkteten jedoch durch gesunde Härte, prominente Gastsänger (u.a. Scott Wade und Anhony Ranieri) und eine sympathische Bodenständigkeit.

Dass die anlässlich des 10-jährigen Jubiläums ihres besten Albums „Discovering the Waterfront“ ausgerufene Tour gut besucht sein würde, daran bestand wohl kein Zweifel. Überraschend war es trotzdem, dass der Deutschland-Auftakt im Kölner Bürgerhaus Stollwerck vor ausverkauftem Haus stattfinden würde. Die Meute, so viel stand bereits bei der ersten Vorband AS IT IS fest, hatte Bock auf Party. Denn obwohl der Pop-Punk der Briten exakt klang wie die frühen NEW FOUND GLORY und eigene Ideen weitgehend vermissen ließ, wurde er erstaunlich abgefeiert. Die Band selbst wirkte über das herzliche Willkommen verblüfft, genoss die Atmosphäre mit Einsatz und gelungenem Circle-Pit-Aufruf aber sichtlich.

Die folgenden LONELY THE BRAVE, ebenfalls aus England angereist, ließen es anschließend etwas ruhiger angehen. Geboten wurde Rock, der mal den Indie und mal den Alternative streifte. Den Vorschusslorbeeren wurden sie damit nur bedingt gerecht. Der Sound wirkte verwaschen und die Songs trotz zu erahnender Tiefe mehr monoton als fesselnd. Das Publikum applaudierte artig, nicht wenige gönnten sich außerhalb des dunstigen Saals aber eine Auszeit. Der Schongang fand bei SILVERSTEIN ein erwartungsgemäß jähes Ende. Bevor „Discovering the Waterfront“ in voller Gänze vorgetragen wurde, stand jedoch ein überschaubares Best of-Set (u.a. „Massachusetts“, „Stand Amid the Roar“, „The Artist“ und „A Midwestern State of Emergency“, die Vorab-Single des kommenden Albums „I Am Alive in Everything I Touch“).

Dessen Auftakt gehörte „Smashed Into Pieces“. Für viele Fans gab es ab diesem Startschuss kein Halten mehr. In der vorderen Hallenhälfte tobte der Mob und grölte (wenn erforderlich) aus Leibeskräften mit. Mit dem unverwüstlichen „Bleeds No More“, ebenfalls vom Debütalbum „When Broken is Easily Fixed“, ward ein vorzeitiger Höhepunkt erklommen. Und danach kam erst „Discovering the Watefront“. Nur wurden die Songs der Platte der Reihe nach gespielt. Beim noch immer starken Auftakt mit „Your Sword versus My Dagger“ und „Smile in Your Sleep“ sorgte das noch für Ausgelassenheit – und beim Zweitgenannten für beeindruckende Sangesablösung durchs Publikum.

Doch selbst wenn mit dem Titeltrack, „My Heroine“ oder „Always and Never“ solide Hits folgten, fehlte der Show nach hinten raus doch eine gewisse Spannung. Was kam, war letztlich bekannt. Eine bunte Mischung inklusive der anfangs gestreuten Nummern hätte die Meute sicher bis zum merklich müden Schluss angeheizt. Doch worüber beschweren? SILVERSTEIN lieferten eine insgesamt beeindruckende Vorstellung und bewiesen über rund eineinhalb Stunden, dass mit ihnen (zumindest vor Publikum) noch immer zu rechnen ist. Allerdings muss fairerweise angemerkt werden, dass es ihnen die partiell ekstatische Anhängerschaft auch nicht gerade schwer machte.

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