08.02.2017 – North Alone – Düsseldorf, Sausalitos (Rheinuferpromenade)

Es gibt sie noch, die intimen Konzerterlebnisse, die Massenaufläufen und Stadien auf sympathische Weise entgegenwirken. Sie heben die Distanz zwischen Musiker(n) und Publikum auf und bieten eine Unmittelbarkeit, die eine ganz besondere Atmosphäre kreiert. Einer, der solche Momente schafft, ist Kyung-il Han. Er hat „stadtklang“ ins Leben gerufen und bringt Bands und Künstler in Düsseldorfer Bars und Restaurants – bei stets freiem Eintritt.

Das Konzept ist so simpel wie großartig. Den neuerlichen Beweis konnte man im Sausalitos an der Rheinuferpromenade erleben, wo NORTH ALONE die schnöde Systemgastronomie mit – auch akustisch – famosen Folk-Klängen erhellte. Singer/Songwriter Manuel North macht seit rund zwei Dekaden Musik. Dass er als NORTH ALONE entgegen des Namens aber nicht allein dasteht, belegen seine Platten. Auf denen präsentiert der Osnabrücker seine Songs gern im Bandverbund – oder mit Unterstützung durch Geiger So-Kumneth Sim. Der war (trotz Klausurenstress) auch beim wiederholten Gastspiel in der Altstadt mit von der Partie.

Gespielt wurden zwei Sets, die insgesamt mehr als eineinhalb Stunden verstreichen ließen. Das Restaurant war stattlich gefüllt und als das Duo in prominenter Fensterposition um 20 Uhr loslegte, ließen die Anwesenden tatsächlich vom servierten Essen und ihren Gesprächen ab, um sich von den zwar melancholischen, oft jedoch mit Augenzwinkern vorgetragenen Songs einnehmen zu lassen. Natürlich brachte Manuel seine Ehrerbietung für den verstorbenen NO USE FOR A NAME-Frontmann Tony Sly zum Ausdruck. Im zweiten Teil des Konzerts wurde die Hommage „11.16.93“ durch Cover-Versionen von „International You Day“ und „On the Outside“ flankiert.

Doch selbst wenn kaum jemand im Publikum Tony Sly kannte, ihre Wirkung verfehlten die Folk-Interpretationen seiner Punk-Nummern keineswegs. Selbiges galt auch für den LAGWAGON-Klassiker „Violins“, der durch Manuels „Joey Cape is Bullshit“-Shirt ironisch untermauert wurde. Das Gros der dargebotenen Nummern entstammte jedoch seiner eigenen Feder, wobei er es sich nicht nehmen ließ, zu nahezu jedem Song ein paar einleitende Worte an die sichtlich gebannten Zuhörer zu richten.

Mal balladesk, mal temporeich klangen wunderbare Stücke wie „Old Dog Barking“, „Inscription“, „180 Degrees“, „The Last Inch“, „Cure & Disease“, „Scatter My Ashes Into the Sea“, „Missing Heart Shadow“ oder „Rare & Short“ aus den Boxen. Die Summe aus einnehmender Reibeisenstimme, ausgefeiltem Songwriting und nicht zuletzt die stimmungsvolle Geigenunterstützung wurden vom Publikum einhellig bejubelt. Der Rahmen mochte ein wenig ungewöhnlich erscheinen, doch darf der Auftritt von NORTH ALONE bereits jetzt zu den Highlights des noch jungen Konzertjahres gezählt werden. Kurzum: Ganz großes Kino auf kleiner Leinwand!

Weitere Informationen zu stadtklang und dem kommenden Programm gibt es unter: http://www.stadtklang.org/

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