04.10.2012 – La Dispute / Title Fight / Make Do and Mend – Köln Bürgerhaus Stollwerk

ladisputetitlefighttour2012Dass ein Konzert in Köln erst nach Mitternacht endet, ist durchaus ungewöhnlich. In der Hauptstadt mag das Gang und Gäbe sein, aber hier im Rheinland? Aber das Aufbleiben lohnte. Denn LA DISPUTE krönten einen sehenswerten Gig gegen halb eins mit dem wuchtigen Achtminüter „King Park“. Wer würde da schon ins Bett wollen? In den rund 70 Minuten davor trieben es die gefeierten Legaten des Post-Hardcore ähnlich mitreißend. Bei einem Gesamtpaket wie diesem gab es ohnehin keinen Grund zur Beschwerde. Schließlich wurden die Mannen aus Michigan von TITLE FIGHT und MAKE DO AND MEND begleitet.

Und von INTO IT. OVER IT. Evan Weiss, der auf Platte in Bandstärke auftritt und nahezu sämtliche Instrumente selbst spielt, präsentierte sich zum Einstand nur mit Gitarre. Was folgte war ein Akustik-Set mit Seele – und sympathischen Anekdoten. Niemand schien sich so zu freuen wie Weiss selbst. Er fände es großartig, so erzählte er, dass Punk an diesem Abend in solch vielseitiger Form präsentiert wurde. Recht hatte er. Wenn der klassische Punk hier eher dem Post-Hardcore zuzuordnen war. Das Publikum im Bürgerhaus Stollwerck hatte der Liedermacher jedenfalls auf seiner Seite. Etwas schwerer machten es einem im Anschluss da schon MAKE DO AND MEND.

Die Wahl-Bostoner um Schnurbartträger James Carroll hatten nicht den besten Sound und erst recht nicht das beste Set des Abends auf ihrer Seite. Zwar spielten sie Tracks wie „Unknowingly Strong“, „St. Anne“ oder „Stay in the Sun“, ein paar Hits mehr hätte es aber gut und gern um die Ohren geben dürfen. Aber wer will sich beschweren? Klasse hat die Band unbestritten und als Anheizer genügte der Auftritt allemal. Wenn TITLE FIGHT im Anschluss auch atmosphärisch mehr aus ihren Möglichkeiten machten. Der Raumklang war mitunter zwar durchwachsen, dem insgesamt dreckigen Ambiente ihrer Musik fährt das aber gewohntermaßen nicht in die Parade.

Die Performance der Jungs aus Kingston, Pennsylvania, war mitreißend. Querbeet ging es durch ihre (noch überschaubare) Discographie – u.a. „Symmetrie“, „Memorial Field“, „Shed“, „27“ –, wobei auch das aktuelle Album „Floral Green“ („Numb, But I Still Feel It“, „Secret Society“) ausreichend gewürdigt wurde. Die mit geschätzt 400 Bewegungsfreudigen gut gefüllte Halle steuerte also merklich ihrem stimmungsvollen Höhepunkt entgegen. Und LA DISPUTE lieferten prompt, wobei die packende Mischung aus fast gesprochenem Schreigesang und anmutiger melodischer Grundierung ihre Wirkung nicht verfehlte.

Los ging es mit „The Most Beautiful Bitter Fruit“ und „Why It Scares Me“. Die Verzweiflung in den Texten von Jordan Dreyer wirkt stets nahbar und trotz persönlicher Note gemeingültig. Das schafft Nähe, die auch an diesem Abend die generelle Kluft zwischen Musikern und Publikum überwinden half. Das Set blieb stark (u.a. „St. Paul Missionary Baptist Church Blues“, „The Castle Builders“, „Andria“), wenn auch nicht frei von kleineren Längen. Und so zog sich der sehenswerte Auftritt bis in die Nacht und entließ die Zuschauer mit einem guten Gefühl. Denn auf seine Kosten kam bei diesem sehenswerten Paket sicherlich jeder.

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