04.08.2016 – Strung Out / A Wilhelm Scream / Such Gold – Köln Underground

strung-out-a-wilhelm-scream-tour-2016Eine der sinnvollsten Erfindungen der Moderne ist die Bündelung hochkarätiger Bands für Konzert-Touren. Da gibt es keine Lückenfüller im Vorprogramm, sondern eine feine Aneinandereihung sich (im besten Falle) überbietender Höhepunkte. Dieses Versprechen lösten STRUNG OUT und A WILHELM SCREAM zum Auftakt ihrer Europa-Visite mitreißend ein. Unterstützt wurden sie dabei von den aufstrebenden SUCH GOLD, die als Anheizer eine sehenswerte Vorstellung boten. Nur das Publikum wollte (noch) nicht mitziehen, als die New Yorker zum Auftakt ihren verschachtelten, strukturell an PROPAGANDHI erinnernden Hardcore-Punk präsentierten.

Das Set hätte ein, zwei prägnante Hits mehr vertragen können, hatte u.a. mit „Choosing Cages“ und „Locked Out of the Magic Theatre“ aber ausreichend Knaller bei der Hand. Die Energieleistung des Vierers war tadellos, nur wahrte der Pulk im gut gefüllten Kölner Underground Distanz. Der Applaus kündete trotzdem von ernstgemeintem Zuspruch. Dass der bei A WILHELM SCREAM in rege Bewegungsfreude umschlagen würde, blieb absehbar. Doch was die Jungs aus Massachusetts in der Folge auf die Bretter brachten, könnte jedem Duden als exemplarische Umschreibung des Begriffs „Intensität“ dienen.

Frontmann Nuno hätte man das Grinsen an diesem Abend aus dem Gesicht meißeln müssen. Doch nicht nur er, die gesamte Band brannte ein fulminantes Feuerwerk ab und trieb insbesondere die vorderen Reihen in einen ekstatischen Rausch. Dem bewährten Einstieg „The King is Dead2 folgte eine (weitgehend absehbare) Hit-Kanonade, bei der „Killing It“, „I Wipe My Ass With Showbiz“, „These Dead Streets“, „The Soft Cell“, „The Horse“, „Boat Builders“, „Me vs. Morrissey…“ und „Famous Friends and Fashion Drunks“ nicht fehlen durften. A WILHELM SCREAM rissen das Underground in einem denkwürdigen Konzertauftritt ab und hinterließen nicht weniger als pure Begeisterung. Ob der Headliner da würde mithalten können?

Die Jüngsten sind STRUNG OUT nicht mehr. Umso beachtlicher, dass sich im Laufe der Jahre weder Besetzung noch Einsatz verändert haben. Ihr Auftritt kam an die furiose Darbietung von A WILHELM SCREAM zwar nicht gänzlich heran, eine überraschend starke Performance lieferten die Kalifornier dennoch ab. Verblüffend erfreulich war die Zahl alter Hits, mit der das Fat Wreck-Urgestein an Album-Klassiker wie „Suburban Teenage Wasteland Blues“ erinnerte. Neben „Solitaire“, „Bring Out Your Dead“ und „Firecracker“ gab es Knaller des Kalibers „In Harms Way“, „The Exhumation of Virginia Madison“, „Deville“ oder „Razor Sex“ auf die Ohren.

Der mit Metal-Nuancen gespickte Hardcore-Punk wirkte frisch wie eh und je, was vom abermals tobenden Publikum auch bei neueren Beiträgen (u.a. „Magnolia“) und dem Cover des NO USE FOR A NAME-Evergreens „Soulmate“ trefflich honoriert wurde. Der Spaß an der Sache stand den Beteiligten jedenfalls deutlich ins Gesicht geschrieben. Inklusive des umjubelten Zugabenblocks spielten STRUNG OUT rund 80 Minuten. Auf seine Kosten kam an diesem auch soundtechnisch erstklassigen Konzertabend definitiv jeder der Anwesenden. Wer noch Zweifel hegte, kann sich ob solcher Darbietungen gewiss sein, dass die alte Garde des melodischen Hardcores noch lange nicht ausgedient hat.

scroll to top