04.05.2007 – It.Is.Imperative / JetPilot – Berlin Schokoladen

it-is-imperative-demoKrawall im Schuhkarton.

IT.IS.IMPERATIVE haben eine EP aufgenommen. In Eigenregie. Um diese, namentlich „Immer weiter und weiter“ in der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde sie im Berliner Schokoladen vorgestellt. Die Konzerte im kleinen Klub, zumeist von mehr oder weniger eingeschränkt bekannten Künstlern begangen, sind immer ein Erlebnis. Das Bühnenareal, mit Rosentapete zur Gemütlichkeit getrieben, ist wie die Raumtrennung im Puppenhaus mit einer schlichten Holzwand abgesteckt und in die Freifläche abseits des Tresenbereiches integriert. Wie ein auf die Seite gedrehter Schuhkarton.

Der Rahmen der auf diesem Grund vonstattengehenden Livedarbietungen wirkt stets intim, ohne Distanz zwischen Band und Publikum, in entspanntem Miteinander. Das praktizierten auch die Combos, schließlich hatten die lokalen Ausrichter die befreundeten Greifswalder von JETPILOT als Unterstützung geladen. Rund 70 Interessierte füllten den Platz vor der Bühne. Das Trio dankte es mit knackigen Dance-Tunes, deren Nähe zum Post-Hardcore Zweifel schaffen, die von entfesseltem Geschrei ausgeräumt werden. Schlagzeug, Bass, Keyboard, dazu das Laptop für elektronische Einspieler. Das riss mit, Krachsalven auf hohem Niveau. Unbeholfen wirkte nur das Luftloch einer gerissenen Saite, weil es die erforderliche Konversation nicht recht zu füllen vermochte.

IT.IS.IMPERATIVE scheren sich einen Dreck um die Maßgabe von Trends und gängigen Modeerscheinungen. Nicht nur das teilen die Hauptstädter mit JETPILOT, deren kommendes Album „Yeah, We do Dance to Architecture!“ mit Spannung erwartet werden sollte. Die Vorstellung vor begeistertem Publikum darf als absoluter Erfolg gewertet werden. Ebenso die Darbietung der anschließenden Record-Release Show. Zwar stopfen sich IT.IS.IMPERATIVE selbst in die Screamo-Schublade, doch hat das letztendliche kreative Ergebnis, ungeachtet von Geschrei und Emotion, nichts mit der vornehmlich amerikanischen Spielart des melodischen Hardcore gemein. Wenn grad nicht aus voller Kehle gebrüllt wird, praktiziert Frontmann Constantin Sprechgesang.

Das wirkt, weil der musikalische Rahmen passt. Die Instrumente mixen einen Cocktail, der kopflastig vertrackten Indie-Rock binnen Sekunden in schnörkellosen Post-Hardcore verwandelt. Vor allem live hat das eine raue, geradezu unbändige Energie. Lange hält es die Band allerdings nicht auf der Bühne. Für gewöhnlich ist nach einer knappen halben Stunde Schluss. Diesmal, schließlich galt es „Immer weiter und weiter“ zu feiern, wurde sogar eine Zugabe gestattet. Ihr Publikum dankte es ihnen, wie im Gesamtbild auch JETPILOT. Zwei Formationen, die man nicht kennen muss, aber kennen kann. Und deren Leistung zu würdigen weiß, wer den Facettenreichtum des heimischen Musikuntergrunds schätzt.

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